Zum Buch:
Bruno Schernhammer: „Und alle winkten. Im Schatten der Autobahn“ (Roman, Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2018) Inhalt: Dieser Roman beruht auf historischen Fakten. Der Ich-Erzähler, der unter einer dieser im Nationalsozialismus errichteten Autobahnbrücken in Oberösterreich aufgewachsen ist, geht der bis heute verdrängten Geschichte in einer „kontaminierten Landschaft“ nach. Geschildert wird zum einen die Begeisterung einer orientierungslosen Jugend für das propagandistisch befeuerte, gigantische Aufbauwerk der „Reichsautobahn“. August, der Junge aus dem Tal, wünscht sich, dass das „Riesenwerk“ auch zu ihnen komme. Die ersten Arbeiter aus Wien und Franken werden bald zum Bau des Westwalls abgezogen. Ihnen folgen polnische Zwangsarbeiter. Anhand von Stanislaw Pawelczyk erzählt der Roman von den Versuchen des Widerständigen, aber ebenso von den Disziplinierungsmaßnahmen und dem Tod des Protagonisten bei einem Baugrubeneinsturz. Auch nach der Einstellung wird die Baustelle und das RAB-Lager vielfältig genutzt: etwa als „Aufpäppelungslager“ für russische Kriegsgefangene. Die wenigen Monate dort überleben nur etwa die Hälfte der Männer. Schließlich, im Brennspiegel eines Dorfes, die Nachkriegssituation, in der die nun heranwachsenden jungen Menschen auf eine Insel der Ahnungslosigkeit versetzt scheinen und sich erst mühsam aus der Verstrickung in eine Normalität, die keine ist, herausarbeiten müssen. Der Roman endet mit einem apokalyptischen Bild. Zu den fähnchenschwingenden Schulkindern der 1960er Jahre gesellen sich nach und nach die Geister derjenigen, die dort verunglückt sind, die beim Autobahnbau und in den Lagern zu Tode gekommen sind. Ein gewaltiger Strom der Erinnerung bewegt sich über die Autobahnbrücke, und alle winken.
Zum Autor:
Bruno Schernhammer, geboren 1957, aufgewachsen in OÖ. Arbeit in der Stahlindustrie in Linz, in den 1980er Jahre Herausgeber der Zeitschrift „Breitmaulfrosch“ und Betriebsrat in der Voest-Alpine. Studium der Philosophie und Soziologie; seit 1994 im arbeitsmarktpolitischen Feld tätig, lebt in Wien.
WALTER OCZLON „Unter den Brücken“ (Flatbook, Eigenverlag 2018)
Kapitel 1 - Raum & Zwischenraum. Kapitel 2 - Skulptur. Kapitel 3 - Nachbarschaft. Unbedeutend sind nur ihre Namen, nicht ihre Funktion. Die Brücken der A10 Tauern Autobahn verbinden den Norden mit dem Süden Europas. Über und durch die Alpen. Dennoch sind es kaum beachtete Brücken, Brücken ohne Symbolwert. Oben kaum als Brücke wahrnehmbar – unten dominant und eindeutig. Oben immer laut, hektisch, schnell und gefährlich – unten meist still und beschaulich. Es sind nicht die längsten, höchsten, spektakulärsten Brücken, es sind auch nicht die zarten, filigranen Schrägseil-, Gusseisen- oder Stahlbrücken. Und naturgemäß auch keine römischen Viadukte, Stein-, Ziegel- oder Holzbrücken. Es sind schlichte, einfache Zweckbauten,anonyme Igenieurbauten aus Stahlbeton. Mächtige, robuste, funktionelle Bauwerke mit mindestens zwei Widerlagern. Sie verbinden und überwinden zuverlässig, erfüllen kontinuierlich ihren Zweck. Dabei kreuzen und überspannen sie Täler und Flüsse und schmiegen sich kilometerweit die steilsten Hänge entlang. In drei Kapiteln versuche ich, aus einem einfachen Thema das Äußerste herauszuholen. Fotografisch. Walter Oczlon, Oktober 2018
Zum Autor:
Geb. 1952 in St. Johann/Pg. Ausbildung zum Fotografen und Grafiker an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und der Meisterklasse für Fotografie in Wien. Seit 1979 selbstständiger Fotograf und Grafiker Gruppen- und Einzelausstellungen (Auswahl): Museum Moderner Kunst, Wien; Künstlerhaus, Wien; Neue Galerie der Stadt Linz; Universität Klagenfurt; Rupertinum-Traklhaus, Salzburg; Fotofestival, Zingst, 2012 & 2016; Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt; Darmstädter Tage der Fotografie 2016 Autorenfotografische Bücher: „Wasser – Form aus Bewegung“, 2002 „Flusswasser“, 2008 „Zucht & Ordnung“, 2012 „Unter den Brücken“, 2018
Frei