Donnerstag, 13. März 2025 | 19:00 Uhr

Orte des Gedenkens

Goldegger Deserteure und die Folgen - Filme von Ella Hochleitner

Veranstaltungsort: kultur:treff im Haus der Musik

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Goldegger Deserteure und die Folgen: Filme von Ella Hochleitner

Ella (Gabriele) Hochleitner, 1969 in Salzburg geboren, arbeitet seit ihrem Filmstudium in Dortmund Ende der 1990er Jahre als Regisseurin. Die meisten ihrer Filme sind Langzeitprojekte. Drei Dokumentarfilme beschäftigen sich mit ihren Familienangehörigen und deren Erinnerungen und Aufarbeitungsversuche der NS-Gräuel. In behutsamen Annäherungen an die Personen und ihre Erinnerungen wird gezeigt, wie ein Ende des Schweigens auch mit Aussöhnung einhergeht.

2005 reiste Ella Hochleitner mit ihrem Vater und ihrem Onkel auf den Balkan, wo beide als junge Wehrmachtsangehörige mehrere Jahre in Gefangenschaft verbrachten. Die beiden Männer erinnern sich in Gesprächen und Dialogen an damals, an den Krieg, an ihre Kindheit und Jugend. In einer entscheidenden Szene des Films Zwa traurige Buam (2006) kommt die SS-Razzia vom Juli 1944 im Gemeindegebiert von Goldegg-Weng zur Sprache, bei der ihre beiden älteren Brüder Simon und Alois getötet wurden und ihre Schwester Liesl, die Tante der Regisseurin, ins KZ kam.

Acht Jahre danach realisierte Gabriele Hochleitner den Film In der Kurve (2014), der sich ausgehend von der Erneuerung des Gedenksteins für die von der SS ermordeten Brüder Simon und Alois mit dem Schmerz der überlebenden Geschwister und deren Nachkommen beschäftigt.

In ihrem letzten Film Trog (2024) steht das gleichnamige alte und verlassene Bauernhaus im Zentrum, in das die Töchter und Söhne von Theresia Hochleitner (Cousins und Cousinen der Filmemacherin) einzeln zurückkehren und über Erinnerungen aus ihrer Kindheit erzählen. Theresia Hochleitner war in erster Ehe mit dem Kriegsdienstverweigerer Georg Kössner verheiratet, der zunächst der SS-Razzia entkommen konnte, allerdings kurz darauf verhaftet, zum Tode verurteilt und in Glanegg erschossen wurde. 1949 heiratete sie Johann Hochleitner und brachte zu den vier Kindern aus erster Ehe zwölf weitere auf die Welt.

Die Schilderungen der elf Kinder, die am Filmprojekt beteiligt waren, zeigen eindrücklich, wie oftmals Verdrängtes in die Gegenwart geholt wird und das Sprechen darüber dabei helfen kann, den die Generationen übergreifenden Traumata innerhalb einer Familie zu begegnen.

Ausschnitte der Dokumentarfilme und Gespräch von Hildegard Fraueneder und Albert Lichtblau mit Ella Hochleitner

 

Veranstalter: Orte des Gedenkens in Kooperation mit der Stadtgemeinde St. Johann, der Geschichtswerkstatt und der kultur:plattform.

 

 

Orte des Gedenkens und der Erinnerung
Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Land Salzburg

Das Projektteam Orte des Gedenkens (Hildegard Fraueneder, Albert Lichtblau und Robert Obermair) realisiert im Zeitraum zwischen 2022 und 2027 Erinnerungsorte an Widerständige gegen die NS-Herrschaft in allen sechs politischen Bezirken des Bundeslands Salzburgs. Kern des Projekts ist eine Verschränkung von historischer Forschung, künstlerischer Thematisierung und pädagogischer Vermittlung in enger Zusammenarbeit mit regionalen Initiativen.

Von Mai 2024 bis Mai 2025 findet das Teilprojekt in St. Johann im Pongau statt, das sich mit dem Unterstützungswiderstand am Beispiel von Theresia und Alois Buder auseinandersetzt. 

In Kooperation mit der Stadtgemeinde, der Geschichtswerkstatt und der kultur:plattform, alle St. Johann.
Gefördert vom Land Salzburg

www.ortedesgedenkens.at

Eintritt

Frei

Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich

Veranstaltungsort

kultur:treff im Haus der Musik