Zum Roman
Mit Anfang vierzig kommt Clara vom toskanischen Gut nach Österreich zurück: Ihr Bruder Paul hat sie gebeten, ihm beim Räumen der elterlichen Wohnung in Wien zu helfen, da er sie seinem Freund Leo vermieten will. Im Glasturm eines Tiroler Hotels, den Bergen ganz nah, macht sie Station; obwohl die Eltern in nächster Nähe leben, schafft sie es nicht, sie zu besuchen. Clara ist seit ihrem achten Lebensjahr gehörlos, sie, die einst vielversprechende Musikerin, arbeitet nun als Gemälderestauratorin. Auch in der Wiener Wohnung lebt die Vergangenheit auf. Sie erinnert sich an Großes und Kleines, und wie sie durch ewiges Üben die Sprache "sehen" lernte, indem sie den Menschen die Wörter von den Lippen ablas. Dann ist Paul plötzlich weg, und Clara findet sich mit Leo konfrontiert, der sie an Stalin erinnert und dubiosen Geschäften nachgeht ... Wie sich die Protagonistin in ihrer „Hinterglaswelt“ einen Platz unter den Hörenden verschafft, beschreibt Ursula Wiegele virtuos; mit der gehörlosen Clara bildet sich die Sprache wie neu. Ein stiller Roman, der von sich hören machen wird! (Verlagsinformation)
Biographisches
Ursula Wiegele, geboren 1963 in Klagenfurt, lebt seit 1993 in Graz. Philosophische Lehr- und Wanderjahre in Österreich und Italien, Studienabschluss in Innsbruck 1988. Derzeit Lehrende für Deutsch als Fremdsprache, Leitung von Schreibwerkstätten und kunstspartenübergreifenden Projekten. Nach „Cello, stromabwärts“ ist „Im Glasturm“ ihr zweiter Roman. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1. Preis beim Wettbewerb des Österreichischen Schriftstellerverbandes (2010), Staatsstipendium für Literatur (2012/13), Finalistin beim Literaturbewerb Wartholz (2013), Frau Ava Literaturpreis (2015). Für zwei Kapitel aus dem Roman „Im Glasturm“ wurde die Autorin bereits mit Literaturpreisen ausgezeichnet
Rezensionen
Der zweite Roman der Kärntner Autorin Ursula Wiegele ist ein zartes, nachspürendes Porträt einer künstlerischen Frau, die sich in der Mitte des Lebens existentiellen Fragen stellt, wobei ihre Taubheit die ungelösten Probleme, Ängste und Zweifel noch steigert. Der Schmerz der Gehörlosigkeit wohnt dieser Sinnkrise inne, die schwelende Hoffnung, sie doch noch zu besiegen, muss scheitern. In allem jedoch leuchtet eine innere Kraft, mit der es ihr früher gelang, sich über den Schicksalsschlag hinwegzusetzen und ein freudvolles Leben zu führen, sie ist nur verschüttet in einer Phase der Ungewissheit über die Zukunft. Ursula Wiegele bringt uns mit diesem Buch eine Welt näher, die wir nicht verstehen, wenn wir sie nicht erlebt haben, eine Welt ohne Lärm und Geräusche, aber auch ohne den Zauber des Klangs von Musik oder der Stimmen von Menschen, die man liebt. (Beatrice Simonsen, Literaturhaus Wien) „Wie klingen Zikaden, hatte sie von ihm wissen wollen. Dann hatte er ,fili di vetro‘ darunter geschrieben, Glasfäden. Wie Glasfäden, wenn sie zerbrechen."
Preise, Auszeichnungen, Stipendien
• 2015 Literaturförderpreis der Stadt Graz • 2015 Projektstipendium für Literatur des BKA 2015/16 • 2015 Frau-Ava-Literaturpreis • 2014 Einladung zum Irseer Pegasus • 2013 Finalistin beim Literaturwettbewerb Wartholz • 2012 Würth-Literaturpreis: zweiter Preis • 2012 Staatsstipendium für Literatur 2012/13 • 2012 Einladung zum Irseer Pegasus • 2011 AutorInnenprämie des bm:ukk für Romandebut „Cello, stromabwärts“ • 2010 Wettbewerb des Österr. Schriftstellerverbandes: erster Preis • 2009 Literaturwettbewerb des Bonner Instituts für Migrationsforschung: dritter Preis • 2007 Würth-Literaturpreis: zweiter Preis • 2006 Minna-Kautsky-Preis der Stadt Graz: erster Preis Sparte Prosa • 2004 Kurzdramenwettbewerb des Luzerner Theaters: Urauff. von „Fassadenmonolog“
Frei